Kapitel 5

Von Sith and Sklaven, Teil 3

„Was war das? … Ist dort jemand?“
Die stehende Wache war irritiert aufgrund des unzuordnenbaren Geräusches und suchte nach einem Anhaltspunkt für dessen Quelle. Die Patrouille blieb stehen. Aslan konnte aus dem Augenwinkel sehen, dass diese sich umdrehte.
Verflucht!
Er wusste, dass er jetzt schnell handeln musste und sich keinen Fehler erlauben durfte. Dem Agenten gelang es nach seinem Fehltritt schnell, sich wieder zu fangen. Sein Ziel war noch zwanzig Meter entfernt.
Komm schon! Nur noch ein kleines Stück!
Die Wache am Brückenende schien zu realisieren, dass sie es mit einem getarnten Gegner zu tun hatte und versuchte, die verschwommene Form vor ihm ins Visier zu nehmen. Bei etwa zehn Meter Entfernung zu seinem Ziel drückte Aslan ab. Nahezu lautlos schnellte der Bolzen aus der Schussvorrichtung und traf einen Augenblick später den Wachposten, der gerade sein Blastergewehr hob, in der rechten Schulter. Dies konnte ihn jedoch nicht daran hindern, seine Waffe abzufeuern. Zum Glück für den Agenten wirkte das Gift aber schnell genug, um einen zielgenauen Schuss zu verhindern, so dass der abgegebene Verzweiflungsschuss ihn deutlich verfehlte.
Nachdem er sicher war, dass sein Schuss getroffen hatte, lenkte Aslan seine Aufmerksamkeit auf die Patrouille. Bevor diese ihn unter Beschuss nehmen konnte, feuerte der Agent einen Betäubungsschuss, der allerdings zu seinem Entsetzen nicht traf. Die Nervosität und mangelnde Kampferfahrung ließen seine Hand zittern. Zudem beendete just in diesem Moment der Tarngenerator seine Tätigkeit. Geistesgegenwärtig duckte sich Aslan, als sein Gegenüber einen Schuss abfeuerte, der den Imperialen knapp verfehlte. Der Agent nahm seinen Mut zusammen und gab mit beiden Händen einen weiteren Schuss auf die Patrouille ab. Diesmal traf er sein Ziel in die Brust. Die Wache fiel sofort um.
"Nur noch einer."
Der verbleibende Wachposten schreckte durch das kurze Feuergefecht auf und war im Begriff, den Alarm auszulösen, um den Überfall zu melden. Er war unbewaffnet, was Aslan die Chance gab, ihn zu überwältigen, um ihn anschließend zu verhören. Jedoch lagen noch etwa zwanzig Meter zwischen dem Agenten und seinem momentan einzig verbleibenden Widersacher, der hastig Richtung Alarmvorrichtung eilte.
"Das wirst du nicht tun!", schwor sich der Imperiale entschlossen und sprintete der Wache entgegen. Mit einem beherzten Hechtsprung riss er sie von den Beinen und verhinderte damit das drohende Scheitern der Operation. Doch der Niedergerungene gab noch nicht auf. Mit Händen und Füßen wehrte er sich gegen seinen Angreifer und für eine Sekunde gelang es ihm, sich aus Aslans Griff zu befreien. Dieser setzte jedoch energisch nach, so dass eine Art Pattsituation entstand, in der keiner der beiden Kontrahenten die Oberhand gewinnen konnte.

Plötzlich wurde die Wache wie von Geisterhand fortgerissen. Der Agent schaute sich ungläubig um und sah, wie Rageous den Wachposten zu sich zog. Der Cathar war flugs über die Brücke geeilt und hielt den Unglückseligen jetzt im Machtwürgegriff. Vette und Kaliyo erreichten kurz darauf ebenfalls die gegenüberliegende Seite, während der Sith den Gefangenen verhörte.
Wo ist eurer Anführer? Rede, du Wurm!
Doch bis auf kaum verständliches Keuchen und Würgen konnte der Sklave nichts hervorbringen. Vette versuchte, ihren Gebieter zu einer etwas umgänglicheren Verhörmethode zu überreden.
„Ich will mich ja nicht einmischen, aber meint Ihr nicht, dass Ihr etwas zu fest zudrückt? Es ist schwierig, etwas zu sagen, wenn man nicht mal richtig atmen kann.“
Nach kurzen Überlegen ließ Rageous den Gewürgten zu Boden, der japsend nach Luft rang.
„Jetzt sag schon was, elender Sklave!“
„Der Anführer … sitzt im Verwaltungstrakt … der Lageraufsicht.“
„Und wo ist der?“
„Am Ende … des Weges … das größte … Gebäude ...“
„Na bitte, geht doch.“
Der Sith wandte sich mit gewohnt strengem Blick an seine drei Mitstreiter. „Los, fesselt die Sklaven. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Vette, du bleibst hier und stellst sicher, dass der Gefangene keinen Alarm schlägt. Er soll regelmäßig melden, dass alles in Ordnung ist. Verstanden?“
„Klar und deutlich. Er wird keinen Ärger machen.“
Kaliyo wirkte leicht enttäuscht und wandte sich neidisch an Vette. „Schade, ich hätte mich gern darum gekümmert. Sieht aus, als hättest du jetzt deinen Spaß mit ihm.“
„Du kommst sicher beim nächsten mal dran.“
„Ich traue dir nicht“, warf Rageous in Richtung Kaliyo ein. „Deshalb will ich dich im Auge haben.“
Aslan konnte es ihm nicht verdenken, schließlich wäre es nicht das erste mal gewesen, dass Kaliyo jemanden hintergeht. Der Cathar wirkte diesbezüglich aber auch wie ein gebranntes Kind, was seine Vorsicht erklärte.

Die Nacht brach schnell herein und tauchte die ohnehin schon düstere Umgebung von Dromund Kaas in eine pechschwarze Hülle.
Gut, dass Tüftler 13 auch ein Nachsichtgerät mitgegeben hatte“, dachte sich Aslan, während er versuchte, mit Rageous mitzuhalten, der sich schnellen Schrittes durch die Dunkelheit bewegte, die ihm nichts auszumachen schien. Aber sowohl der Agent als auch Kaliyo mussten erst einmal durchatmen, als sie nach etwa einer halben Stunde endlich den Verwaltungstrakt erreichten, zum Missfallen des Cathar.
„Macht mir jetzt bloß nicht schlapp, ihr Luschen!“
„Verzeiht bitte, mein Sith, aber können mir Eurem machtvollen Tempo nur schwer mithalten“, entgegnete Aslan.
„Ihr vielleicht nicht, Agent, aber ich war ihm dicht auf den Fersen“, stichelte Kaliyo.
„Aber sicher doch …“, zweifelte der Agent leise an, als er seinen Blick auf das Verwaltungsgelände richtete. Er sah mehrere Gruppen von Patrouillen, die zu zweit den gesamten Bereich überwachten. „Der Tarngenerator dürfte wohl noch nicht wieder einsatzbereit sein, aber die Dunkelheit sollte genügend Deckung verleihen, um unbemerkt das Hauptgebäude zu erreichen. Vier Patrouillen … wenn ich mir ihre Wege einpräge, schaffe ich es sicher zwischen ihnen hindurch, ohne gesehen zu werden …“
Doch bevor Aslan seinen Plan zu Ende denken konnte, bemerkte er, dass Rageous urplötzlich mit wildem Gebrüll und atemberaubendem Tempo auf das Tor des Geländes zupreschte und dieses mit einem gewaltigen Satz übersprang, während er seine beiden Lichtschwerter zündete.
Mit entsetztem Staunen verfolgte der Agent den unerwarteten Vorstoß des Sith, der ihn auf dem falschen Fuß erwischte. „Ist der denn wahnsinnig geworden? Will er denn gegen alle auf einmal kämpfen?“
Während Kaliyo in Seelenruhe das Spektakel der wild tanzenden, blutroten Lichtklingen beobachtete, lief Aslan vorsichtig in Richtung Eingangstor.

Die ersten beiden bewaffneten Sklaven, die sich Rageous in den Weg stellten und ihre Waffen erhoben, wurden mit zwei präzisen Schwerthieben niedergestreckt, noch bevor sie feuern konnten. Eine weitere nahe Patrouille nahm den flinken Cathar unter Beschuss. Dieser wehrte die Salven jedoch gekonnt ab und stieß beiden in kurzem Abstand seine Klingen durch die Brust.
Die verbleibenden Sklaven, die den einseitigen Kampf sahen, flohen in Panik wild durcheinander.

Um die Wachen brauchte sich Aslan indes keine Sorgen mehr zu machen. Das Eingangstor des Komplexes war geöffnet, so dass den Agenten auf dem Weg zum Verwaltungsgebäude wahrscheinlich kein Widerstand mehr erwarten sollte.
Das große Gebäude dort drüben müsste es sein. Niemand zu sehen. Gut. Wahrscheinlich sind noch Wachen im Gebäude selbst.
Vorsichtig näherte sich der Imperiale dem vermeintlichen Hauptgebäude und lauschte an der Tür. Es war nichts zu hören.
Eine Falle? Unwahrscheinlich. Dafür ist das Überraschungsmoment des Angriffs zu groß gewesen.
Behutsam öffnete Aslan die Tür, um so leise wie möglich ins Innere zu gelangen, mit gezogener Waffe, stets achtend auf Bewegungen und Geräusche.
Glück gehabt – das Foyer ist leer.
Die Beschilderung im Eingangsbereich verriet, dass sich die Verwaltungszentrale im ersten Stockwerk befand.
Hoffentlich kommt jetzt niemand durch die Tür“, dachte sich der Agent, als er zügig Schritt für Schritt die Treppe hinaufging, während er sich fortwährend umsah. Sein Pulsschlag erhöhte sich, als er das Treppenende erreichte.
Niemand zu sehen. Wo sind sie?
Plötzlich Stimmen aus einem Raum am Ende des Flurs … eine junge Frau und ein älterer Mann.

„Anführer, die Sith sind informiert. Sie schicken ein paar von ihnen, um den Eindringling aufzuhalten. Die anderen Sith fahren wie geplant mit der Operation fort.“
„Handelt es sich wirklich nur um einen einzelnen Angreifer?“
„Soweit wir es beurteilen können, kam er allein.“
„Gut. Hoffen wir, dass die Sith eintreffen, bevor er noch mehr Schaden anrichten kann. Wir haben schon zu viele Leute verloren.“
Aslan konnte nicht behaupten, dass ihm die Situation gefiel. Rageous' ungestümes Verhalten sorgte im Komplex für Aufruhr, und die nahenden Sith machten die Sache nicht einfacher. Aber zum Jammern blieb keine Zeit. Positiv denken ...
Sie wissen nicht, dass ich hier bin. Kaliyo wurde offenbar auch noch nicht bemerkt. Wo steckt sie nur wieder? Vette ist zu weit weg, aber zu dritt können wir es vielleicht mit den Sith aufnehmen. Aber erst zu Lord Baras' Auftrag ...
Der Agent schaute um die Ecke und sah am Ende des Flures den Eingang zu dem Raum, aus dem die Stimmen kamen. Vorsichtig schlich er an der Wand entlang, den Blaster stets bereit. Gleichzeitig lauschte er so gut es ging dem Gespräch.
„Bringt Euch jetzt in Sicherheit. Der Sith könnte jederzeit hier eindringen und uns töten.“
„Was ist mit Euch? Wollt Ihr nicht fliehen?“
„Dafür ist es bereits zu spät. Ich kann ihm nicht entkommen. Ich kann nur versuchen, so viele wie möglich zu retten. Jetzt geht.“
„Bitte passt auf Euch auf. Ihr habt eine Familie, die Euch braucht, Anführer.“
Mit diesen Worten verließ die junge Frau eilig den Raum. Aslan verschwand im nächstgelegensten Eingang und wartete, bis sie vorbeigelaufen war.
Er ist allein. Das macht die Sache einfacher.
Der Agent wartete einen Augenblick und ging dann, so ruhig und gelassen wie er angesichts der Situation konnte, den Flur entlang, hielt kurz vor der Zentrale noch einmal inne, und betrat schließlich den Raum. Seine Waffe hielt er sicherheitshalber hinter seinem Rücken versteckt.

Der alte Mann bemerkte den imperialen Eindringling. Als er sich zu ihm umdrehte, war er für einen Moment überrascht, verfiel jedoch schnell in einen melancholisch-phlegmatischen Zustand.
„Ihr seht nicht aus wie ein Sith. Wer seid Ihr?“
„Wer ich bin, ist nicht wichtig. Aber vielleicht kann ich Euch helfen.“
„Dort draußen bringt ein wahnsinniger Sith meine Leute um, und ich bin vielleicht der Nächste. Wie solltet Ihr mir da noch helfen können?“
„Ich kann Euch und Eurer Familie ermöglichen, Dromund Kaas als freie Leute zu verlassen.“
Der Anführer horchte auf. Freiheit ...
„Könnt Ihr uns wirklich Freiheit geben? Uns, den zum Tod verdammten Sklaven?“
Aslan war sich der scheinbar ausweglosen Situation des Mannes bewusst, und er wollte zumindest versuchen, ihn und seine Angehörigen zu retten, um wenigstens eine Handvoll Sklaven vor dem nahezu sicheren Tod zu bewahren, und so sein Gewissen etwas zu beruhigen.
„Ich werde tun, was in meiner Macht steht. Doch müsst Ihr im Gegenzug etwas für mich tun.“
„Was immer Ihr wollt, nur bringt meine Familie von hier weg.“
Die Verzweiflung des Mannes war deutlich zu spüren.
„Ich nehme an Ihr kennt Lord Baras?“
„Gewiss kenne ich ihn, und ich weiß, worauf Ihr hinauswollt. Die Beweise für seine Beteiligung am Aufstand sind auf einer Holodisc gespeichert. Sie liegt dort drüben.“
„Gut. Welche Personen wissen sonst noch davon?“
„Außer mir weiß es nur noch ein Twi'lek namens Zokhevo.“
„Wisst Ihr, wo …?“
„Keine Bewegung, imperialer Abschaum!“
Aslan erstarrte beim Klang der festen, zornigen Stimme und er sah im Augenwinkel, dass ein Twi'lek ein Blastergewehr auf ihn gerichtet hatte.
Der Anführer erschrak, als er einen seiner Captains erkannte.
„Zokhevo!“

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