Kapitel 1: Dromund Kaas
Dromund Kaas
Der Himmel über Dromund Kaas war überzogen von dunklen Wolken. Immer wieder durchstachen Blitze das Firmament und rissen in der Ferne die bedrohlich wirkende Silhouette von Kaas City, der Hauptstadt des galaktischen Imperiums, aus der Dunkelheit. Fortwährender Regen legte sich wie ein Schleier über den Planeten mit seiner ausgedehnten Dschungellandschaft.
"Meine Güte! Ist das hier immer so?" Aslan war wenig angetan von der buchstäblich geladenen Atmosphäre und stand ungeduldig im Eingangsbereich des Raumhafens, während er mit angespannt-genervter Miene hinaus und gen Himmel schaute, in der Hoffnung, dass dieser seine Schleusen zumindest für einen Augenblick schließen würde.
"Dass ausgerechnet jetzt der Shuttle-Transport ausfallen muss! Wie sollen wir denn jetzt noch rechtzeitig nach Kaas City kommen?"
"Da wird uns Euer Zauberpass wohl kaum weiterhelfen", spöttelte Kaliyo angesichts dieser Außerplanmäßigkeit. "Aber Euch fällt doch sicher 'was ein."
"Also zu Fuß laufe ich ganz bestimmt nicht bis zur Zitadelle. Da hat man ja Angst, besessen zu werden, wenn man nicht vorher schon durchgebraten wird."
Der junge Agent hatte schon einiges über Dromund Kaas und dessen finstere Aura gehört, doch diesen Planeten musste man selbst erleben, um ihn zu verstehen. Er wünschte sich, stattdessen auf Alderaan zu sein. Auf seiner Heimatwelt gab es zwar auch reichlich Bäume, aber dafür herrschte nicht ständig solch ein scheußliches Wetter. Selbst Tatooine mit seiner sengenden Hitze wäre ihm jetzt lieber gewesen. Damit hatte er in jungen Jahren schließlich gelernt umzugehen.
"Is' ja auch kein Wunder bei den finsteren Gestalten, die hier so rumlaufen. Man kann die Dunkelheit ja förmlich riechen." Kaliyo teilte die Abneigung ihres Partners gegen die unbehagliche Umgebung und nahm es mit Humor.
"Da habt Ihr wohl recht. Ein wenig helle Macht könnte in diesem Fall nicht schaden." Aslan musste dabei ein wenig schmunzeln, war die Rattataki doch nicht gerade für ihre helle Seite bekannt. Er versuchte, seine Stimmung ein wenig aufzuheitern. Dabei war es ganz sicher von Vorteil, dass seine letzte Mission auf Nal Hutta ein voller Erfolg gewesen ist. Geschickt hatte er es geschafft, Nem'ro den Hutten auf die Seite des Imperiums zu ziehen.
Das Wesen Anderer zu durchschauen war seine Spezialität. Die schleimigen, fetten Hutten konnte Aslan lesen wie ein offenes Buch. Gib den machthungrigen Hedonisten einen gemeinsamen Feind, und schon kannst du sie spielend um den Finger wickeln. Kaliyo war jedenfalls schwer angetan von der Vorstellung des Agenten, der sich als die "Rote Klinge" ausgab. Dieser zog einen von Nem'ros wichtigsten Beratern aus dem Verkehr und ließ es so aussehen, als hätte die Republik ihre Finger im Spiel gehabt. Anschließend manipulierte er eine Holodisc, die eine Liste der Unterstützer von Nem'ros Rivalen Fa'athra enthielt, und schon waren die Weichen gestellt. Dass bei der gesamten Aktion niemand getötet wurde, war für Kaliyo ebenso erstaunlich wie langweilig. Sie hatte eine Schwäche für Manipulation und Gewaltausübung. Auch wenn er bislang nur den ersten Teil erfüllte, so war der Agent für sie interessant genug, um sich ihm anzuschließen. Die gewiefte Rattataki witterte jedenfalls ihre Chance, dieses sumpfige Loch zu verlassen und ihre Tätigkeit als Nem'ros Vollstreckerin an den Nagel zu hängen.
"Tja, dann bleiben uns wohl nur die Landgleiter", konstatierte Kaliyo.
"Sieht wohl so aus. Zumindest scheinen die Gewitter aufgehört zu haben. Na los, gehen wir."
Die beiden ungleichen Gefährten verließen den Raumhafen von Dromund Kaas und begaben sich ins Freie, um den Landgleiter zu nehmen, der eigens für sie bereitgestellt worden war. Der vom Dauerregen aufgeweichte Boden war leicht schlammig und platschte unter ihren Füßen. Die Luft war angenehm frisch und erinnerte Aslan ein wenig an seine Heimat, wenngleich es hier wärmer war und ein wenig strenger roch. Er vermisste aber vor allem die Sonne, die insbesondere am Abend durch die Bäume hindurchschien und ein einzigartiges, magisches Licht schuf.
Ein humanoid aussehender Droide empfing die beiden und begrüßte sie mit seiner typisch blechernen Stimme: "Will-kommen beim im-peri-alen Trans-port-dienst. Ihr Trans-port-gleiter steht be-reit für den Start."
Kaliyo war amüsiert: "Klasse! Ich wollte schon immer mal meinen eigenen Blecheimer-Sklaven haben. Daran könnt' ich mich glatt gewöhnen."
Aslan gefiel die Idee gar nicht mal schlecht. "Wenn wir den Geheimdienst erst so richtig beeindruckt haben, dürfte das kein Problem mehr sein. Los, springen wir auf!"
Die Rattataki hatte eine Schwäche für Renngleiter. Auch wenn dieses Modell nicht ganz an die rasenden Pods herankam, so ließ sich damit doch einiges rausholen. "Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich fahre?"
"Wenn Ihr mir versprecht, dass wir in einem Stück ankommen – meinetwegen." Der Agent wollte ihr diesen Spaß gönnen, auch wenn er dabei ein mulmiges Gefühl im Magen hatte.
Die Vollstreckerin übernahm das Steuer des schlanken Zweipersonen-Gleiters, zündete die Triebwerke und beschleunigte. Der Gleiter zog an, als würde er von einem wütenden Krayt-Drachen weggezerrt. Das imperiale Militär ließ sich nicht lumpen, was seine Ausstattung anging.
"Jii-haa!" Kaliyo hatte in der Tat ihren Spaß, während ihr Beifahrer sich mit beiden Händen krampfhaft an sie klammerte und unter dem Eindruck der atemberaubenden Geschwindigkeit lauthals schrie und dabei vergebens versuchte, seinen Blick von der Strecke abzuwenden. Der Agent wollte sich zwar nicht ewig in diesem Dschungel aufhalten, aber das ging ihm dann doch etwas zu schnell.
Die Strecke nach Kaas City war zwar gut befahrbar, aber keinesfalls das, was man komfortabel nennen könnte. Abseits des Weges lauerten Gundarks, Sleens und anderes wilde Geschöpfe, um über unachtsame Reisende herzufallen. Aslan war sich in diesem Moment aber nicht sicher, ob die hiesige Fauna die größere Gefahr darstellte, oder Kaliyo mit ihrer ebenso wilden Fahrweise.
Nach einigen Minuten erreichten die beiden einen Kontrollpunkt im Außenbezirk von Kaas City und hielten an. Dem Agenten kam die Fahrt vor wie eine Ewigkeit und er musste erst einmal tief durchatmen. Es war keineswegs sein erster Ritt auf einem Landgleiter, aber nach diesem Höllenritt fühlte es sich für ihn so an. Seine blonden Haare hatten längst ihre Form aufgegeben und waren bereits durchnässt, so dass ihm einzelne Strähnen im Gesicht hingen, und sein gesunder Tatooine-Teint wirkte wie ausgeblichen. Nachdem er sich gefangen und seine Atmung wieder unter Kontrolle hatte, zeigte der Agent dem Wachposten die Zutrittserlaubnis für beide vor.
Kaliyo witzelte über ihren Begleiter: "So blass wie Ihr ausseht, könntet Ihr fast als Rattataki durchgehen." Dieser war allerdings nur mäßig amüsiert über diesen Kommentar und den vorangegangenen Höllenritt.
"Ab jetzt übernehme besser ich wieder das Steuer. Es wird hier nicht so gern gesehen, wenn Fremdlinge die Kontrolle übernehmen. Fahrzeuge sind da keine Ausnahme."
Die Rattataki nahm die Entscheidung leicht enttäuscht hin und zog dabei den rechten Mundwinkel zur Seite. "Hm ... Schade. Ich war gerade so schön in Fahrt."
Sie wusste aber auch von den Eigenheiten des Imperiums, und außerdem wollte sie ihren Vorgesetzten nicht noch weiter in den Wahnsinn treiben.
Behutsam steuerte der Agent den Gleiter durch die Straßen der Hauptstadt. Der Regen ließ inzwischen etwas nach, so dass man die Stadt mit ihrer beeindruckenden Architektur besser erkennen konnte. Die dunkelblauen, nahezu monolithisch wirkenden Gebäude wurden umso größer, je.näher man dem Zentrum kam. Das Zusammenspiel aus dunklen Bauten und grellen Lichtern wirkte geradezu respekteinflößend – als würde man sich in einer übergroßen Gefängniszelle und unter ständiger Beobachtung befinden. Womöglich war das sogar beabsichtigt. Die gesamte Stadt strahlte eine Kälte aus, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte.
Kaliyo beäugte die Umgebung gleichermaßen interessiert wie argwöhnisch und dachte sich ihren Teil: "Kaas City, alles strahlend und neu. Da will man doch am liebsten alles niederbrennen." Alle größeren Straßen waren gesäumt von riesigen Bannern, auf denen das Emblem des Imperiums zu erkennen war – ein regelmäßiges, ausgefülltes Sechseck, von dessen Ecken aus jeweils ein Pfeil ausging. Es symbolisierte den Expansionsdrang, den das von den Sith geführte Reich verkörperte.
"Da passen doch sicher noch 'n paar mehr von diesen Stoff-Fetzen in die Landschaft – damit die jämmerlichen Stiefellecker ja nicht vergessen, wessen Stiefel sie lecken."
Die Vollstreckerin erinnerte sich daran, wie sie dem Aufseher damit drohte, ihm die Zähne auszuschlagen, als er sie eine 'Dienerin des Imperiums' nannte. Das Imperiums war zweifelsohne stark und würde im Kräftemessen mit der Republik langfristig wahrscheinlich die Oberhand gewinnen, aber eine bedingungslose Dienerin würde sie niemals werden. Dafür war sie viel zu eigensinnig. Aslan war da schon anders. Als glühenden Verehrer des Imperiums würde sie ihn zwar nicht bezeichnen, aber dennoch diente er freiwillig, und das aus einem für ihn guten Grund. Kaliyo wäre allerdings nicht sie selbst, wenn sie nicht versuchen würde, den Agenten aus dieser starren Struktur herauszueisen.
Dieser hatte indes wenig Zeit, um Kaas City in Augenschein zu nehmen. Der Verkehr in der Metropole war zu dicht, um sich von anderen Dingen ablenken zu lassen. Er bog auf eine breite Hauptstraße, die geradewegs auf das größte aller Bauwerke zulief – die Zitadelle des Imperiums. Dieser Monumentalbau wurde vor über tausend Jahren errichtet und überragte alle Gebäude dieser Stadt bei weitem. Auf beiden Seiten des Kolosses schloss jeweils ein weiterer Turm an, in dem sich zum einen die Enklave der Mandalorianer, und zum anderen der Sitz des imperialen Geheimdienstes befand.
Am Ende der Straße tat sich schließlich ein weitläufiger Platz auf, hinter dem sich die Zitadelle majestätisch emporhob. Am Himmel schwebte eine imperiale Fregatte, die mit ihrem pfeilförmigen Rumpf die Wolken zu durchstechen schien. Aslan musste kurz an seinen Vater denken, der als Offizier bei der imperialen Sternenflotte gedient hatte. Er hatte seinem Sohn früher immer von den ruhmreichen Taten des Imperiums erzählt, von glorreichen Schlachten, und auch von Kaas City, von wo aus die Geschicke der Flotte gelenkt wurden.
Er hatte allerdings nichts von dieser seltsam anmutenden Splitterskulptur erwähnt, die sich inmitten des Platzes emporhob und aus blauen, abgestuft angeordneten Prismen bestand, die um ein geteiltes Mittelstück schwebten. Da fiel ihm ein, dass er davon gehört hatte, dass das Imperium nach der Plünderung von Coruscant und dem anschließenden Friedensvertrag ein Monument bauen ließ, welches sie die "Spitzen des Sieges" nannten. So wie es strahlte, musste es erst vor kurzem fertiggestellt worden sein.
Wie fast alles hier wurde auch dieses Werk durch Sklavenhand erschaffen. Sklaverei war von Beginn an ein fester Bestandteil des imperialen Machtgefüges. Zahlreiche Gefangene starben im Laufe der Jahrhunderte bei den unzähligen Bauaktivitäten durch Hunger, Durst, Erschöpfung oder Krankheit. Aslan empfand dies als Verschwendung von Leben. Wenn man Lebewesen schon unterjochen musste, dann sollte man wenigstens angemessen für sie sorgen. Früher oder später würde es Veränderungen geben müssen, um diese übertriebene Willkür und Gewaltherrschaft zu beenden. Nur war das leider leichter gesagt als getan in der Welt der Sith, in der die Starken die Schwachen gnadenlos unterdrückten und wie Fliegen zerquetschen konnten.
Kapitel 2
"Meine Güte! Ist das hier immer so?" Aslan war wenig angetan von der buchstäblich geladenen Atmosphäre und stand ungeduldig im Eingangsbereich des Raumhafens, während er mit angespannt-genervter Miene hinaus und gen Himmel schaute, in der Hoffnung, dass dieser seine Schleusen zumindest für einen Augenblick schließen würde.
"Dass ausgerechnet jetzt der Shuttle-Transport ausfallen muss! Wie sollen wir denn jetzt noch rechtzeitig nach Kaas City kommen?"
"Da wird uns Euer Zauberpass wohl kaum weiterhelfen", spöttelte Kaliyo angesichts dieser Außerplanmäßigkeit. "Aber Euch fällt doch sicher 'was ein."
"Also zu Fuß laufe ich ganz bestimmt nicht bis zur Zitadelle. Da hat man ja Angst, besessen zu werden, wenn man nicht vorher schon durchgebraten wird."
Der junge Agent hatte schon einiges über Dromund Kaas und dessen finstere Aura gehört, doch diesen Planeten musste man selbst erleben, um ihn zu verstehen. Er wünschte sich, stattdessen auf Alderaan zu sein. Auf seiner Heimatwelt gab es zwar auch reichlich Bäume, aber dafür herrschte nicht ständig solch ein scheußliches Wetter. Selbst Tatooine mit seiner sengenden Hitze wäre ihm jetzt lieber gewesen. Damit hatte er in jungen Jahren schließlich gelernt umzugehen.
"Is' ja auch kein Wunder bei den finsteren Gestalten, die hier so rumlaufen. Man kann die Dunkelheit ja förmlich riechen." Kaliyo teilte die Abneigung ihres Partners gegen die unbehagliche Umgebung und nahm es mit Humor.
"Da habt Ihr wohl recht. Ein wenig helle Macht könnte in diesem Fall nicht schaden." Aslan musste dabei ein wenig schmunzeln, war die Rattataki doch nicht gerade für ihre helle Seite bekannt. Er versuchte, seine Stimmung ein wenig aufzuheitern. Dabei war es ganz sicher von Vorteil, dass seine letzte Mission auf Nal Hutta ein voller Erfolg gewesen ist. Geschickt hatte er es geschafft, Nem'ro den Hutten auf die Seite des Imperiums zu ziehen.
Das Wesen Anderer zu durchschauen war seine Spezialität. Die schleimigen, fetten Hutten konnte Aslan lesen wie ein offenes Buch. Gib den machthungrigen Hedonisten einen gemeinsamen Feind, und schon kannst du sie spielend um den Finger wickeln. Kaliyo war jedenfalls schwer angetan von der Vorstellung des Agenten, der sich als die "Rote Klinge" ausgab. Dieser zog einen von Nem'ros wichtigsten Beratern aus dem Verkehr und ließ es so aussehen, als hätte die Republik ihre Finger im Spiel gehabt. Anschließend manipulierte er eine Holodisc, die eine Liste der Unterstützer von Nem'ros Rivalen Fa'athra enthielt, und schon waren die Weichen gestellt. Dass bei der gesamten Aktion niemand getötet wurde, war für Kaliyo ebenso erstaunlich wie langweilig. Sie hatte eine Schwäche für Manipulation und Gewaltausübung. Auch wenn er bislang nur den ersten Teil erfüllte, so war der Agent für sie interessant genug, um sich ihm anzuschließen. Die gewiefte Rattataki witterte jedenfalls ihre Chance, dieses sumpfige Loch zu verlassen und ihre Tätigkeit als Nem'ros Vollstreckerin an den Nagel zu hängen.
"Tja, dann bleiben uns wohl nur die Landgleiter", konstatierte Kaliyo.
"Sieht wohl so aus. Zumindest scheinen die Gewitter aufgehört zu haben. Na los, gehen wir."
Die beiden ungleichen Gefährten verließen den Raumhafen von Dromund Kaas und begaben sich ins Freie, um den Landgleiter zu nehmen, der eigens für sie bereitgestellt worden war. Der vom Dauerregen aufgeweichte Boden war leicht schlammig und platschte unter ihren Füßen. Die Luft war angenehm frisch und erinnerte Aslan ein wenig an seine Heimat, wenngleich es hier wärmer war und ein wenig strenger roch. Er vermisste aber vor allem die Sonne, die insbesondere am Abend durch die Bäume hindurchschien und ein einzigartiges, magisches Licht schuf.
Ein humanoid aussehender Droide empfing die beiden und begrüßte sie mit seiner typisch blechernen Stimme: "Will-kommen beim im-peri-alen Trans-port-dienst. Ihr Trans-port-gleiter steht be-reit für den Start."
Kaliyo war amüsiert: "Klasse! Ich wollte schon immer mal meinen eigenen Blecheimer-Sklaven haben. Daran könnt' ich mich glatt gewöhnen."
Aslan gefiel die Idee gar nicht mal schlecht. "Wenn wir den Geheimdienst erst so richtig beeindruckt haben, dürfte das kein Problem mehr sein. Los, springen wir auf!"
Die Rattataki hatte eine Schwäche für Renngleiter. Auch wenn dieses Modell nicht ganz an die rasenden Pods herankam, so ließ sich damit doch einiges rausholen. "Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich fahre?"
"Wenn Ihr mir versprecht, dass wir in einem Stück ankommen – meinetwegen." Der Agent wollte ihr diesen Spaß gönnen, auch wenn er dabei ein mulmiges Gefühl im Magen hatte.
Die Vollstreckerin übernahm das Steuer des schlanken Zweipersonen-Gleiters, zündete die Triebwerke und beschleunigte. Der Gleiter zog an, als würde er von einem wütenden Krayt-Drachen weggezerrt. Das imperiale Militär ließ sich nicht lumpen, was seine Ausstattung anging.
"Jii-haa!" Kaliyo hatte in der Tat ihren Spaß, während ihr Beifahrer sich mit beiden Händen krampfhaft an sie klammerte und unter dem Eindruck der atemberaubenden Geschwindigkeit lauthals schrie und dabei vergebens versuchte, seinen Blick von der Strecke abzuwenden. Der Agent wollte sich zwar nicht ewig in diesem Dschungel aufhalten, aber das ging ihm dann doch etwas zu schnell.
Die Strecke nach Kaas City war zwar gut befahrbar, aber keinesfalls das, was man komfortabel nennen könnte. Abseits des Weges lauerten Gundarks, Sleens und anderes wilde Geschöpfe, um über unachtsame Reisende herzufallen. Aslan war sich in diesem Moment aber nicht sicher, ob die hiesige Fauna die größere Gefahr darstellte, oder Kaliyo mit ihrer ebenso wilden Fahrweise.
Nach einigen Minuten erreichten die beiden einen Kontrollpunkt im Außenbezirk von Kaas City und hielten an. Dem Agenten kam die Fahrt vor wie eine Ewigkeit und er musste erst einmal tief durchatmen. Es war keineswegs sein erster Ritt auf einem Landgleiter, aber nach diesem Höllenritt fühlte es sich für ihn so an. Seine blonden Haare hatten längst ihre Form aufgegeben und waren bereits durchnässt, so dass ihm einzelne Strähnen im Gesicht hingen, und sein gesunder Tatooine-Teint wirkte wie ausgeblichen. Nachdem er sich gefangen und seine Atmung wieder unter Kontrolle hatte, zeigte der Agent dem Wachposten die Zutrittserlaubnis für beide vor.
Kaliyo witzelte über ihren Begleiter: "So blass wie Ihr ausseht, könntet Ihr fast als Rattataki durchgehen." Dieser war allerdings nur mäßig amüsiert über diesen Kommentar und den vorangegangenen Höllenritt.
"Ab jetzt übernehme besser ich wieder das Steuer. Es wird hier nicht so gern gesehen, wenn Fremdlinge die Kontrolle übernehmen. Fahrzeuge sind da keine Ausnahme."
Die Rattataki nahm die Entscheidung leicht enttäuscht hin und zog dabei den rechten Mundwinkel zur Seite. "Hm ... Schade. Ich war gerade so schön in Fahrt."
Sie wusste aber auch von den Eigenheiten des Imperiums, und außerdem wollte sie ihren Vorgesetzten nicht noch weiter in den Wahnsinn treiben.
Behutsam steuerte der Agent den Gleiter durch die Straßen der Hauptstadt. Der Regen ließ inzwischen etwas nach, so dass man die Stadt mit ihrer beeindruckenden Architektur besser erkennen konnte. Die dunkelblauen, nahezu monolithisch wirkenden Gebäude wurden umso größer, je.näher man dem Zentrum kam. Das Zusammenspiel aus dunklen Bauten und grellen Lichtern wirkte geradezu respekteinflößend – als würde man sich in einer übergroßen Gefängniszelle und unter ständiger Beobachtung befinden. Womöglich war das sogar beabsichtigt. Die gesamte Stadt strahlte eine Kälte aus, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte.
Kaliyo beäugte die Umgebung gleichermaßen interessiert wie argwöhnisch und dachte sich ihren Teil: "Kaas City, alles strahlend und neu. Da will man doch am liebsten alles niederbrennen." Alle größeren Straßen waren gesäumt von riesigen Bannern, auf denen das Emblem des Imperiums zu erkennen war – ein regelmäßiges, ausgefülltes Sechseck, von dessen Ecken aus jeweils ein Pfeil ausging. Es symbolisierte den Expansionsdrang, den das von den Sith geführte Reich verkörperte.
"Da passen doch sicher noch 'n paar mehr von diesen Stoff-Fetzen in die Landschaft – damit die jämmerlichen Stiefellecker ja nicht vergessen, wessen Stiefel sie lecken."
Die Vollstreckerin erinnerte sich daran, wie sie dem Aufseher damit drohte, ihm die Zähne auszuschlagen, als er sie eine 'Dienerin des Imperiums' nannte. Das Imperiums war zweifelsohne stark und würde im Kräftemessen mit der Republik langfristig wahrscheinlich die Oberhand gewinnen, aber eine bedingungslose Dienerin würde sie niemals werden. Dafür war sie viel zu eigensinnig. Aslan war da schon anders. Als glühenden Verehrer des Imperiums würde sie ihn zwar nicht bezeichnen, aber dennoch diente er freiwillig, und das aus einem für ihn guten Grund. Kaliyo wäre allerdings nicht sie selbst, wenn sie nicht versuchen würde, den Agenten aus dieser starren Struktur herauszueisen.
Dieser hatte indes wenig Zeit, um Kaas City in Augenschein zu nehmen. Der Verkehr in der Metropole war zu dicht, um sich von anderen Dingen ablenken zu lassen. Er bog auf eine breite Hauptstraße, die geradewegs auf das größte aller Bauwerke zulief – die Zitadelle des Imperiums. Dieser Monumentalbau wurde vor über tausend Jahren errichtet und überragte alle Gebäude dieser Stadt bei weitem. Auf beiden Seiten des Kolosses schloss jeweils ein weiterer Turm an, in dem sich zum einen die Enklave der Mandalorianer, und zum anderen der Sitz des imperialen Geheimdienstes befand.
Am Ende der Straße tat sich schließlich ein weitläufiger Platz auf, hinter dem sich die Zitadelle majestätisch emporhob. Am Himmel schwebte eine imperiale Fregatte, die mit ihrem pfeilförmigen Rumpf die Wolken zu durchstechen schien. Aslan musste kurz an seinen Vater denken, der als Offizier bei der imperialen Sternenflotte gedient hatte. Er hatte seinem Sohn früher immer von den ruhmreichen Taten des Imperiums erzählt, von glorreichen Schlachten, und auch von Kaas City, von wo aus die Geschicke der Flotte gelenkt wurden.
Er hatte allerdings nichts von dieser seltsam anmutenden Splitterskulptur erwähnt, die sich inmitten des Platzes emporhob und aus blauen, abgestuft angeordneten Prismen bestand, die um ein geteiltes Mittelstück schwebten. Da fiel ihm ein, dass er davon gehört hatte, dass das Imperium nach der Plünderung von Coruscant und dem anschließenden Friedensvertrag ein Monument bauen ließ, welches sie die "Spitzen des Sieges" nannten. So wie es strahlte, musste es erst vor kurzem fertiggestellt worden sein.
Wie fast alles hier wurde auch dieses Werk durch Sklavenhand erschaffen. Sklaverei war von Beginn an ein fester Bestandteil des imperialen Machtgefüges. Zahlreiche Gefangene starben im Laufe der Jahrhunderte bei den unzähligen Bauaktivitäten durch Hunger, Durst, Erschöpfung oder Krankheit. Aslan empfand dies als Verschwendung von Leben. Wenn man Lebewesen schon unterjochen musste, dann sollte man wenigstens angemessen für sie sorgen. Früher oder später würde es Veränderungen geben müssen, um diese übertriebene Willkür und Gewaltherrschaft zu beenden. Nur war das leider leichter gesagt als getan in der Welt der Sith, in der die Starken die Schwachen gnadenlos unterdrückten und wie Fliegen zerquetschen konnten.
Kapitel 2
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