Kapitel 7


Von Sith and Sklaven, Teil 5

Der Kampfschrei des Angreifers versetzte dem Agenten einen Schrecken, doch konnte sich dieser geistesgegenwärtig mit einem Hechtsprung retten. Haken schlagend versuchte er, den wütenden Angriffen des angeschlagenen Sith auszuweichen und Abstand zu gewinnen. Jedoch konnte Aslan sich nicht damit begnügen, nur auszuweichen. Rageous war in Bedrängnis – die Zeit spielte gegen sie.
Er musste zumindest versuchen, den Sith noch einmal zu treffen, auch wenn dieser ihm kampftechnisch deutlich überlegen war.
Nachdem der Abtrünnige weitere Versuche des Agenten, ihn zu treffen, abwehren konnte, kam die Rettung in Form eines gezielten Schusses aus Kaliyos Blastergewehr, der den Sith ins Bein traf, so dass dieser ein zweites mal zu Boden ging.
Einen hätten wir. Hoffentlich bleibt er liegen.
Aslan verpasste ihm sicherheitshalber noch einen Betäubungspfeil in den Schwertarm, bevor er Rageous zu Hilfe eilte.
Haltet durch! Wir dürfen jetzt nicht scheitern!
Der Agent lief auf die kämpfenden Drei zu, bis er sicher war, treffen zu können. Er gab drei gezielte Betäubungsschüsse auf einen der beiden Angreifer ab. Nachdem dieser dem ersten ausweichen konnte, musste er die anderen beiden mit dem Schwert parieren, was Rageous wiederum die Gelegenheit gab, diesen Moment der Ablenkung auszunutzen. Der Cathar schleuderte dem Sith eines seiner beiden Lichtschwerter entgegen und durchbohrte ihn damit, bevor er die Klinge per Machteinsatz wieder zurückholte. Der Getroffene fiel leblos zu Boden.
Verdammter Agent! Das war MEIN Gegner!
Trotz der Tatsache, dass Rageous gerade einen seiner Gegner ausgeschaltet hatte, schmeckte ihm die Tatsache nicht, dass er dies nicht aus einer Kraft schaffen konnte. Dies entfachte in ihm eine Wut, die sein Blut in Wallung brachte. Mit einem geradezu animalischen Kampfschrei stürzte sich der katzenartige Krieger auf den letzten verbleibenden Sith, der von der gnadenlosen Tirade an Schlägen überwältigt und schließlich tödlich getroffen wurde.
Völlig entkräftet fiel der Cathar auf die Knie. Der Kampf hatte ihn stärker ermüdet als gedacht. Er war am Ende und ließ sich auf den Rücken fallen. Schwer atmend spürte er die unbändige Wut, mit der er die Abtrünnigen bearbeitet hatte, noch immer in ihm pulsieren.
Sie sind vernichtet! Ich … nein … wir haben gesiegt. Beim nächsten mal schaffe ich es allein. Ich muss … noch stärker werden ...

Aslan war froh, dass der Kampf endlich vorbei war. Erschöpft lehnte er sich gegen die Gebäudewand und glitt an dieser herunter. Sein Kopf musste die Geschehnisse erst einmal verarbeiten.
Geschafft! Dem Himmel sei dank! Wir haben alle überlebt.
Der Agent war solch intensive Kämpfe nicht gewohnt und sowohl körperlich als auch nervlich ausgezehrt. Nach einer kurzen Verschnaufpause ermahnte er sich jedoch selbst, die Mission nicht zu vergessen. Er musste herausfinden, was die Sith planten.
In diesem Moment kam Kaliyo aus dem Gebäude, als wäre gerade nichts Besonderes passiert.
„Na, was sagt Ihr jetzt zu meinen Schießkünsten, Agent?“
Der Angesprochene mühte sich zu einem gequälten Lächeln, während er vergebens versuchte, seinen angeschlagenen Zustand zu überspielen.
„Ganz ordentlich, würde ich sagen. Man merkt, dass Ihr Erfahrung habt.“
Stolz schwang die Rattataki ihr Blastergewehr und legte sich dieses über die Schulter.
„Ich habe schon gekämpft, da habt Ihr noch bei Mutti am Rockzipfel gehangen.“
Aslan verfiel für einen Moment wieder in diese Art Melancholie, die ihn innerlich auffraß.
Nicht schon wieder, Kaliyo! Muss das sein?
Der Agent kämpfte gegen die Lethargie an, die ihn einzufangen drohte, und es kostete ihn einiges an Überwindung. Der überlebende Sith lag noch immer am Boden, kaum bewegungsfähig von den Treffern, die er erlitten hatte.
Er muss uns sagen, was vor sich geht. Wir sollen wir ihn zum Reden bringen?
In seinem erschöpften Zustand konnte Rageous kaum aufstehen, geschweige denn dem Abtrünnigen Antworten entlocken. Dieser würde wahrscheinlich eher sterben wollen, als freiwillig Geheimnisse preiszugeben.
Hm … vielleicht könnte Kaliyo es ja schaffen ...
Noch bevor Aslan seinen Gedanken zu Ende bringen konnte, machte sich die Rattataki auch schon ans Werk.
„Wir brauchen Antworten, ja? Na dann holen wir sie doch aus ihm heraus.“
Die Vollstreckerin ging langsam auf den Wehrlosen zu, mit der Waffe im Anschlag.
„Wehe du bewegst dich auch nur ein kleines Stückchen ...“
„Von mir bekommt ihr keine Antworten. Ich werde schweigen wie ein Grab“, brachte der Sith angestrengt hervor. Die Betäubung durch die Bolzen wirkte und es schien, als würde er jeden Moment das Bewusstsein verlieren.
„Hey! Nicht einschlafen!“
Kaliyo rammte ihm die Stütze ihres Gewehres in den Oberkörper, so dass der Getroffene wach blieb und leicht hustete.
„Jetzt sag schon – was habt ihr Witzfiguren vor?“
Der Sith lächelte nur gequält und gab sich siegessicher.
„Eure Mühen sind vergebens. Ihr könnt mich töten, aber ihr werdet uns nicht aufhalten. Schon bald wird dieser Planet befreit sein, und danach das gesamte Universum.“
„Was faselst du da? Stehst du unter Drogen oder was?“, spottete die Rattataki.
Da fiel Aslan siedend heiß ein, dass er doch über eine Möglichkeit verfügte, Redeunwilligen kritische Informationen zu entlocken: das Wahrheitsserum. Diese streng geheime Substanz war eine der wirkungsvollsten Waffen des Imperialen Geheimdienstes – und wohl auch eine der teuflischsten. Jeder Agent, der über diesen zweifelhaften Trumpf verfügte, kannte auch dessen Nebenwirkungen: Halluzinationen, Wahnvorstellungen und sogar kompletter geistiger Kontrollverlust waren möglich.
„Wartet, Kaliyo! Ich weiß, wie wir ihn zum Reden bringen.“
Der Agent hätte gern auf diesen drastischen Schritt verzichtet, doch es stand zuviel auf dem Spiel. Ihm war klar, dass es sich nicht um eine unbedeutende Revolte handeln konnte, wie es sie oft gab. Jemand mit Verstand und Ehrgeiz koordinierte hier ein Netzwerk, welches das Imperium an seinen Schwachpunkten treffen konnte, wenn es nicht handelte.
„Mit diesem Mittel wird er uns alles sagen, was wir wissen wollen. Haltet ihn fest.“
Aslan holte ein kleines Injektionsgerät aus seiner Gürteltasche. Der Sith wehrte sich und versuchte, Kaliyos Griff zu entkommen, war aber noch immer zu stark betäubt. Der Agent presste ihm das Gerät auf die Brust und injizierte das Serum, das Sekunden später bereits seine Wirkung entfaltete.
Unter beängstigendem Gezappel und Gefluche verlor der unglückselige Sith die Kontrolle über sich selbst und begann zu reden.
„Es ist zu spät. Ihr könnt es nicht mehr aufhalten…“
„Wofür ist zu spät? Was habt ihr vor?“, drängte Aslan den Gefangenen zu einer Antwort.
„Kaas City ist dem Untergang geweiht. Die Jünger des weisen Meisters sammeln sich im Tempel der dunklen Seite, um verborgene Mächte zu erwecken. Im Morgengrauen wird das Energienetz zerstört und die Stadt wird uns gehören.“

Rageous war in der Zwischenzeit wieder auf den Beinen und sah sich den gefangenen Sith mit einer Mischung aus Mitleid und Verachtung an.
„Elender Wurm! Wir werden eure Jünger auslöschen!“
Der Cathar beendete das Leiden des Mannes und tötete ihn mit einem Streich seiner Klinge.
„Ruft ein Shuttle, das uns abholt. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“
„Sofort“, bestätigte Aslan und tat wie befohlen, bevor er hinzufügte: „Erlaubt mir bitte, noch zwei Sklaven mitzunehmen.“
„Dafür haben wir keine Zeit“, lehnte der Sith klar ab. „Und was willst du überhaupt mit ihnen? So etwas steht nur einem Sith zu!“
„Ich weiß, aber ich habe es versprochen“, versuchte ihn der Agent mit möglichst ruhigem, aber bestimmtem Ton zu überreden, während er ihm direkt in die Augen sah. „Es war der letzte Wunsch ihres Anführers, dass seine Familie diesen Planeten verlassen kann. Die Rebellion wird jetzt so oder so ihr Ende finden. Für das Imperium macht es keinen Unterschied, ob sie verschwinden oder hier sterben.“
Rageous wandte seinen Blick vom Agenten ab und überlegte kurz.
„Na schön, aber beeil dich! Wenn das Shuttle hier ist, müssen wir sofort aufbrechen. Die Nacht dauert nicht mehr ewig.“
„Danke. Ich werde rechtzeitig wieder hier sein“, versprach Aslan und lief eilig zum Bereich des Komplexes, den ihm der Sklavenanführer genannt hatte. Trotz der Dunkelheit war das Gebäude leicht zu finden.
Der Agent klopfte zweimal, bevor er die Behausung betrat. Im Inneren erkannte er unter spärlichem Licht eine Frau und ein kleines Mädchen. Die beiden waren in einem bedauernswerten Zustand – ihre Gesichter waren schmutzig, ihre Kleidung halb zerrissen. Auch wirkten sie unterernährt und kränklich.
„Seid ihr Josebea und Caseeva Winros?“
„Ihr bin Josebea Winros“, antwortete die Frau heiser und leicht zitternd. „Was habt Ihr mit uns vor?“
„Habt keine Angst. Ich hole euch hier raus, aber wir müssen uns beeilen.“
„Meine Tochter ist zu schwach zum Laufen, und ich werde sie nicht zurücklassen.“
Aslan legte seine Hand auf die Stirn des Mädchens. Sie hatte Fieber und atmete schwer.
Auch das noch - Tropenfieber! Mir läuft die Zeit davon.
Er kramte in seiner Gürteltasche.
Antibiotika und ein Vitamin-Nährpräparat – das sollte sie erstmal versorgen. Kolto würde hier nicht weiterhelfen.
„Eure Tochter braucht dringend Nahrung und vor allem Wasser.“
Ihm war klar, dass er die beiden unmöglich rechtzeitig zum Treffpunkt bringen könnte. Er musste Rageous kontaktieren.

„Gibt es etwa Probleme? Das Transportshuttle wird jeden Moment eintreffen.“
Rageous war klar hörbar ungeduldig und drängte auf die Rückkehr den Agenten.
„Ich habe hier zwei geschwächte Personen – eine Frau und ihre Tochter. Ich brauche Hilfe, um sie zurückzubringen. Das Mädchen muss versorgt werden.“
Der Sith verfiel wieder in seinen gewohnt grimmigen Blick.
„Bleibt wo ihr seid. Ich werde das Shuttle bei euch landen lassen.“
„Habt Dank. Wäre es eventuell möglich, dass Ihr im Verwaltungsgebäude nach Vorräten sucht? Wir brauchen alles, was wir kriegen können – Nahrung, Wasser, Medikamente...“
Dem Cathar sträubten sich die Nackenhaare. Es widerstrebte ihm, sich in dieser Situation mit solch belanglosen Dingen abzugeben. Doch ein Teil von ihm drängte darauf, der Bitte des Agenten nachzugehen.
„Na schön, ich sehe nach. Von Medizin habe ich aber keine Ahnung.“
„Das macht nichts. Bringt bitte mit, was ihr findet. Viel dürfte ohnehin nicht mehr zu finden sein.“

Mit einem granteligen Knurren beendete Rageous das Hologespräch und rannte in gewohnt rasantem Tempo in das Gebäude.
Der Kerl macht mich wahnsinnig! Wenn das hier vorbei ist, schuldet er mir aber was!
Im Erdgeschoss befand sich ein kleiner Versorgungsraum, der offenbar als Vorratslager und Erste-Hilfe-Station diente.
Fast alles leer! Ein paar Konserven ... Was ist das hier? Unverständliches Quacksalberlatein! Na dann nehme ich eben alles mit. Irgendwas wird schon brauchbar sein.
Draußen landete gerade das angeforderte Shuttle. Der Sith nahm die Kiste mit den gesammelten Vorräten und eilte wieder hinaus ins Freie. Kaliyo wartete bereits im Shuttle und zog erstaunt die Augenbrauen hoch, als sie die Medikamente sah.
„Was gibt’s denn da Schönes? Aufputschmittel? Oder vielleicht Anti-Aggressions-Pillen?“
„Schnauze!“, keifte Rageous zurück, der die spitze Anspielung der Rattataki sehr wohl verstand.
„Diese Sachen sind nicht für mich. Dank deines Vorgesetzten haben wir jetzt noch zwei Sklaven am Hals.“
„Freut Ihr Euch denn nicht über etwas Gesellschaft?“
Der Sith grummelte vor sich hin. Diese Art von Zwischenfall gefiel ihm gar nicht. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr.
„Droide, flieg uns zur Nordost-Ecke des Komplexes.“

Aslan hatte getan, was er konnte. Der Zustand des Mädchens war vorerst stabil, doch würde es bald medizinische Versorgung benötigen.
„Da kommen sie. Ich hoffe nur, dass unser grimmiger Sith-Freund noch etwas Serum gefunden hat. Ich muss die Sache draußen nur kurz klären. Wartet bitte hier, bis wir euch holen.“
Als der Agent hinausging, stand Rageous schon voller Ungeduld vor der Tür.
„Baras und der Geheimdienst sind informiert. Wir müssen los. Sind die beiden noch da drin?“
„Das sind sie. Sie müssen schnellstmöglich ...“
Noch bevor Aslan den Satz beenden konnte, kam der Sith mit dem Mädchen im Arm an ihm vorbeigerauscht.
„... versorgt werden. Was hat den denn gestochen?“
Gestützt durch den verwunderten Agenten betrat Josebea kurz darauf ebenfalls das Shuttle.

„Wird Caseeva durchkommen? Könnt Ihr sie retten?“
„Es sieht gut aus. Mit dieser Grundsubstanz kann ich die Krankheit eindämmen. Sie wird es schaffen. Und Ihr solltet etwas essen, damit Ihr wieder zu Kräften kommt.“
Josebea war glücklich und erleichtert. „Wie kann ich Euch nur jemals dafür danken?“
„Versucht einfach, am Leben zu bleiben. Fangt irgendwo neu an.“
Die Zuversicht in ihren Augen wich plötzlich dem Zweifel der Erkenntnis.
„Aber wir kennen nichts anderes als Dromund Kaas. Wo sollen wir denn hingehen?“
Aslan musste sich eingestehen, dass ihm spontan auch nichts einfiel. Auf imperialem Boden liefen sie Gefahr, nur wieder versklavt zu werden. Sie mussten erst einmal diesen Planeten verlassen können. Nach dem gescheiterten Aufstand dürfte dies schwer werden, und allein würden sie es erst recht nicht schaffen.
So lange die beiden hier im Shuttle sind, wird ihnen nichts passieren. Doch was dann? … Ja, natürlich!
„Ich habe eine Idee“, verkündete er nach kurzem Überlegen stolz. „Wir haben doch einen Sith, der euch beide als seine persönlichen Sklaven nehmen kann...“
„Wie bitte???“
Rageous protestierte entschieden gegen diesen Einfall und zog den Agenten blitzschnell per Macht-Zug zu sich hin.
„Das soll wohl ein Scherz sein!“
Leicht veränstigt versuchte Letzterer, seine Idee zu rechtfertigen.
„N-nun ja, … es wäre ja nur … vorübergehend“, erklärte er mit einem dämlich wirkenden, breiten Grinsen.
Der Cathar dachte kurz nach und ließ ihn wieder zu Boden.
„Na schön. Wenn das hier vorbei ist, werde ich bei Baras meinen Willen einfordern.“
Kaliyo schaute sich derweil die Szene mit einem Grinsen an. „Ihr seid ja ganz vernarrt in die Kleine. Gebt es doch zu!“
Peinlich berührt raufte sich der Sith die Haare und schrie genervt. „Jetzt reicht's aber! Ihr macht mich alle wahnsinnig! Wir holen Vette und dann bringen wir diese verdammte Mission zu Ende.“

Kapitel 8

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